Steckbrief Wissenschaftliche Bezeichnung: Anodorhynchus hyacinthinus
Herkunft: Brasilien
Grösse: rund 1 Meter
Wildfarbe: blau
Mutationen: keine
Geschlechtsunterschiede: Äusserlich nicht zu unterscheiden, nur durch Endoskopie oder DNA-Test möglich
Ringgrösse: 16 mm
Lebenserwartung: ungefähr 30 Jahre
Platzansprüche: Vorschrift in der Schweiz: 10 m2 Fläche bei einem Volumen von mindestens 30 m3. Dies ergibt eine Höhe von 3 m, die aus baulichen Gründen bis auf 2,4 m reduziert werden darf, wenn die Fläche gleichzeitig auf 12,5 m2 vergrössert wird (auf diese Weise kann das Mindestvolumen eingehalten werden).
Haltebewilligung: Es braucht eine Haltebewilligung in der Schweiz, die beim kantonalen Veterinäramt erlangt werden kann. Sie wird nur ausgestellt, wenn vorgängig ein Sachkundekurs absolviert wurde und wenn eine vorschriftsgemässe Voliere vorhanden ist. 
Ausstattung: zahlreiche, Äste, die immer wieder ausgewechselt werden müssen. Badegelegenheit, Sprinkleranlage, Bodensubstrat wie Sand, Steine.
Stimme: sehr laut
Haltung: zu zweit in einer Voliere

Herkunft und Geschichte

Hyazintharas stammen hauptsächlich aus drei verschiedenen Populationen in Brasilien. Es gibt ein wenig erforschter Bestand im Amazonasgebiet. Weiter leben Hyazintharas im Cerrado, einem Trockenwald, im brasilianischen Bundesstaat Piaui. Die bekannteste und am besten erforschte Population kommt im Pantanal vor, dem grossen Sumpfgebiet im Zentrum Brasiliens. Vereinzelt kommen Hyazintharas auch im an das Pantanal angrenzenden Bolivien vor. Ob es heute immer noch kleine Bestände in Paraguay gibt, ist nicht bekannt. Der Hyazinthara war vermutlich erstmals 1867 im Zoo von London zu sehen. 1880 gelangten mehrere Exemplare nach Europa, so auch in den Berliner Zoo und zu Hagenbeck nach Hamburg. Die Erstzucht gelang 1968 im Zoo von Kobe in Japan.

 

Eignung als Heimtier

Hyazintharas werden von wenigen spezialisierten Züchtern in kombinierten Innen- und Aussenvolieren gehalten. Es sind anspruchsvolle und reizvolle Vögel. Durch die gelben Augenringe, die gelbe Wachshaut beim Unterschnabel und ihr Verhalten, wenn sie mit dem Menschen kommunizieren, wirken sie clownesk. Sie können nicht im Wohnbereich gehalten werden, schon alleine wegen ihren Platzansprüchen und Lautäusserungen.

 

Erwerb

Um ein Paar Hyazintharas zu erwerben, braucht es viel Geduld, denn die Vögel sind nicht einfach und meist nur im internationalen Kontext zu finden. Die Art wird aber durchaus von privaten Züchtern in Europa vermehrt. Es empfiehlt sich, die Anzeigen der deutschen Zeitschrift «Papageien» zu studieren. Über Vogelzuchtverbände findet man zudem Kontakt zu Züchtern dieser Art.

 

Ernährung und Pflege

Hyazintharas sind durch ihre grossen Schnäbel darauf spezialisiert, Nüsse zu knacken. Die Population im Cerrado im Bundesstaad Piaui beispielsweise knackt Nüsse der Palmengattungen Attalea und Syagrus, die ihre Kronen wenig über dem Boden ausbilden, ein Schutz vor natürlichen Feuersbrünsten. Die Aras trinken die Flüssigkeit aus den Nüssen und raspeln das Fruchtfleisch ab. Zusätzlich zu den Palmnüssen verzehren die Hyazintharas auch Früchte und bestimmt auch animalische Kost wie Kerbtiere im Holz. Unter Menschenobhut sollten ihnen Para- und Baumnüsse gereicht werden. Auch aufgeschlagene Kokosnussstücke werden gerne angenommen. Die Flüssigkeit kann über das Fruchtfutter geschüttet werden, da sie wichtige Enzyme enthält. Eine Samenmischung für Aras, die aus vielen schwarzen, gestreiften und weissen Sonnenblumenkernen besteht, wird gerne genommen. Früchte und Gemüse sollte täglich gereicht werden. Mineralsteine und Kalk zur freien Aufnahme, und alternativ auch über die Früchte gestreut, sind wichtige Ergänzungen.

 

Zucht

Die Zucht des grössten aller Papageien ist anspruchsvoll. Voraussetzung dazu ist ein harmonierendes Paar. Nicht alle durch Menschenhand zusammengestellten Paare verstehen sich auch. Ab dem ungefähren Alter von sechs Jahren werden Hyazintahras geschlechtsreif. Es werden meist zwei weisse Eier in einen Nistkasten gelegt. Der Kasten kann längs- oder hochformatig sein. Ein Format von 80 x 50 x 50 Zentimeter ist beispielsweise praktikabel. Die Kästen können aus Buchenbrettern gezimmert sein, jedoch auch aus Betonrohren bestehen, die Hyazintharas brüten ja auch in Felsenhöhlen. Als Nistkasteninhalt sind Holzschnitzel und morsches Holz aus dem Wald geeignet. Die Brutzeit dauert rund 28 Tage. Nachdem der Embryo das Ei anpickt, kann es nochmals 24 Stunden dauern, bis er schlüpft. Nach gut drei Monaten fliegen die Jungen aus. Sie sind am weisslichen Strich am Oberschnabel zu erkennen. Junge verbleiben mindestens ein Jahr bei den Eltern und werden noch lange nach Verlassen des Nistkastens von ihnen gefüttert. Als häufiges Zuchtproblem stellt sich der Embryotod kurz vor dem Schlupf heraus. Dieses Problem tritt insbesondere in Alpenländern auf und ist auch in Zoopopulationen immer wieder ein Thema.

 

Lustig

Hyazintharas hamstern Futter, ob in der Natur oder unter Menschenobhut. So halten sie manchmal zwei Nüsse im Schnabel und eine weitere im Fuss und fliegen damit davon, um sie in Ruhe zu verspeisen.

 

Namensgebung

Dr. John Latham (1740 – 1837) führte die Art 1790 als Psittacus hyacinthinus in die Wissenschaft ein. Die Gattungsbezeichnung Anodorhynchus wurde 1824 durch Dr. Johann Babtist von Spix (1781 – 1826) eingeführt. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet «Schnabel ohne Zahn», was auf die Eigenheit hinweist, dass die Angehörigen dieser Gattung, im Gegensatz zu anderen Papageien, an der Unterseite des Oberschnabels keine Querleisten oder Feilkerben haben. In Brasilien wurde der Hyazinthara von Einheimischen ursprünglich Arara Preta genannt, schwarzer Ara. Wenn der Hyazinthara fliegt, erscheint er in der Tat schwarz.

 

Besonderheit

Hyazintharapaare haben eine enge Bindung und führen Scheinkopulationen durch, die der Paarfestigung dienen. Diese Scheinkopulationen werden vor dem Pfleger ausgeführt. In Zoos konnte beobachtet werden, dass sie häufiger werden, wenn andere Bewohner wie beispielsweise Agutis in der Anlage sind. Bei Scheinkopulationen rücken die Paarpartner zusammen. Ein Vogel hält den Fuss über denjenigen des andern, die Federn werden gesträubt, es wird mit dem Kopf geschaukelt, während ein lautes Schnarren ausgestossen wird. Dann werden beide Schwänze aufgerichtet und die Kloaken zusammen gehalten.